Trainer-Kompetenzen als Gradmesser der Leistungsbeurteilung
von Marco Kindermann
Es ist für Auftraggeber heute schwieriger denn je, die Leistung eines beauftragten Trainers zu beurteilen. Trainer-Kompetenzmodelle können helfen, Orientierung zu finden. Das Trainer-Kompetenzmodell (TKM) nach Zieroth bietet eine Übersicht empfohlener Kompetenzen und beschreibt in klar definierten Kompetenzfeldern, worauf Kunden bei der Beurteilung einer Trainer-Performance achten.
Die grundsätzlichen Kompetenzfelder
Grundsätzlich sind im Trainer-Kompetenzmodell nach Zieroth fünf Kompetenzfelder beschrieben: Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Medienkompetenz, Sozialkompetenz und Meta-Kompetenz. Jeder Trainer hat seine persönlichen Stärken und wird innerhalb der Kompetenzfelder stärkere oder schwächere Ausprägungen haben. Je nach Bedarf des Kunden können also aus dem Trainer-Kompetenzmodell heraus individuelle Anforderungsprofile entwickelt werden, die als Messkriterien der jeweiligen Trainerleistung gelten.
Kompetenzfeld 1: Fachkompetenz
An der Fachkompetenz des Trainers ist erkennbar, welche Expertise dieser mitbringt und welcher Mehrwert Teilnehmern deshalb geboten wird. Ausbildung, Weiterbildung, ein Studium, Berufserfahrung oder im Selbststudium angelerntes Wissen können als Grundstock oder Nachweis der Fachkompetenz gelten. Hierbei ist zu beachten, dass die Fachkompetenz erst dann besonders wertvoll ist, wenn das Wissen verständlich und anwendungsorientiert vermittelt wird. Der fachkompetente Trainer verfügt über ausreichend Know How im gewünschten Themengebiet und übersetzt das Wissen praxisorientiert in die Sprache und Praxis der Teilnehmer.
Kompetenzfeld 2: Methodenkompetenz
Im Kompetenzfeld der Methodenkompetenz verfügt der Trainer über die Fähigkeit, ein Training so zu gestalten, dass der Inhalt (Was), die Ziele (Wozu) und die Vorgehensweise (Wie) dramaturgisch zueinander passen. Methodik (Was und Wozu) und Didaktik (Wie) gehören zu den Königsdisziplinen des Trainer-Einsatzes und kennzeichnen sich dadurch, in einem stimmigen Trainingskonzept zusammengeführt zu werden. Während Trainings allzu oft den Eindruck methodischer Feuerwerke erwecken, sind im Gegenteil Trainingskonzepte gerne langweilig oder wenig ambitioniert. Innovative Trainingskonzepte mit einem gut ausgewogenen Anteil aktivierender Methoden motivieren den Lerner und zahlen mit jeder Handlung auf die Erreichung des gewünschten Lernzieles ein. Wertvolle Trainingszeit wird optimal genutzt und es erfolgt eine angemessene Dosierung der notwendigen Lerninhalte.
Kompetenzfeld 3: Medienkompetenz
Innerhalb der Medienkompetenz beschreibt das Trainer-Kompetenzmodell nach Zieroth wesentlich zwei Dimensionen: den Trainer und die zur Verfügung stehende Technik. Seine kompetente Wirkung, souverän erscheinende Verhaltensmuster, angemessen eingesetzte Stilmittel, sowie eine glaubwürdig vorbildliche Persönlichkeit kennzeichnen das in diesem Kompetenz-Modell als Medienkompetenz übersetzte Kompetenzfeld des Trainers. Ebenso wirkt der sichere Umgang mit technischen Hilfsmitteln aller Art (Flipchart, Pinnwand, Beamer oder Moderationsmaterial) auf Lerner sicher und überzeugend. Gute Trainer verstehen es, sich selbst und ihre Talente gekonnt einzusetzen. Mit einer gewissen Leichtigkeit und mit geübter Hand werden außerdem im Trainingsraum zur Verfügung stehende Medien eingesetzt.
Kompetenzfeld 4: Sozialkompetenz
Das Kompetenzfeld der Sozialkompetenz ist durch ein hohes Maß an Kommunikations-, Kompromiss-und Konfliktfähigkeit, sowie Kooperationsbereitschaft gekennzeichnet. Versteht es also der beauftragte Trainer, situationsbedingt und individualisiert angemessen mit Teilnehmern zu kommunizieren oder in entscheidenden Situationen Kompromisse zu schließen, ist auf eine hohe Sozialkompetenz zu schließen. Die grundsätzliche Bereitschaft, mit Teilnehmern im Sinne des nachhaltigsten Lernerfolges zu kooperieren und nach Bedarf auch in Konflikt-Situationen zu bestehen beziehungsweise solche gar gegebenenfalls zu provozieren, komplettieren die Fähigkeiten und Fertigkeiten des sozial-kompetenten Trainers.
Kompetenzfeld 5: Meta-Kompetenz
Als Meta-Kompetenz wird im Trainer-Kompetenz-Modell nach Zieroth die Fähigkeit des Trainers beschrieben, übergeordnet oder aus einer höheren Meta-Ebene heraus zu agieren. Kommunikation über die Kommunikation (Meta-Kommunikation) oder die Fähigkeit, sprichwörtlich Bilder in den Köpfen der Teilnehmer entstehen zu lassen (Metaphorik), beschreiben einen Teil der sogenannten Meta-Kompetenz. Darüber hinaus hat die Fähigkeit, in Schlüsselmomenten des Trainings auf der meta-emotionalen Ebene zu reflektieren und zu handeln (Meta-Emotion), überdurchschnittlich positiven Einfluss auf den Erfolg des Trainings.
Umsetzungskompetenz als ganzheitliche Leistungsindikation
Erfüllt der beauftragte Trainer im besonderen Maß die Kriterien der einzelnen Kompetenzfelder, ist eine sehr gute Leistungsbeurteilung die erstrebenswerte Konsequenz. Teilnehmer werden die gewünschten Lernziele erreichen und das Training wird im höchsten Maß wirksam sein. Nachhaltige Trainingserfolge führen zu hohen Umsetzungserfolgen, wenn der Teilnehmer in seiner Praxis gelerntes Wissen anwendet (Erreichung kognitiver Lernziele) und gelernte Verhaltensweisen erfolgreich umsetzt (Erreichung psychomotorischer Lernziele). Der Wille des Teilnehmers, Themen umzusetzen oder die eigene Einstellung zu verändern (Erreichung affektiver Lernziele), ist sicher das attraktivste Ergebnis von professionell umgesetzten Trainings nach den Kriterien des Trainer-Kompetenz-Modells.